Ein Jahr an der DS Málaga – Schulleiter Thorsten Nehls über 125-Jahr-Feier der Deutschen Schule

Läuft alles rund, nur das Rad fehlt

Ein Jahr an der DS Málaga – Schulleiter Thorsten Nehls über 125-Jahr-Feier der Deutschen Schule

Ursprünglich erschienen in den Costa del Sol Nachriten Nr. 1398

Ojén – dan. Im September feiert die Deutsche Schule Málaga ihr 125-jähriges Bestehen. Die CSN
hat mit Schulleiter Thorsten Nehls über sein erstes Jahr und aktuelle Projekte gesprochen.

CSN: Wie war Ihr erstes Jahr?

Thorsten Nehls: Als „Neuer“ ist es wichtig, durch offene Kommunikation und Transparenz auf möglichst allen Ebenen der Schulgemeinschaft für ein angenehmes Ambiente und produktives Arbeitsklima zu sorgen. Das ist die Basis für alles Weitere. Auch das private Einleben ist gelungen, meine Tochter besucht den Kindergarten der DS Málaga und wir schauen auch als Familie zuversichtlich ins nächste Jahr.

Auf was sind Sie stolz?
Von „Stolz“ möchte ich an dieser Stelle noch nicht sprechen. Es war für mich insofern ein besonderes Jahr, als ein neuer Schulleiter sich normalerweise Zeit nimmt, die Institution kennenzulernen. Das war nicht möglich, denn sechs Wochen nach Schulbeginn stand die BundLänder-Inspektion (BLI) ins Haus.

Dann begannen die Vorbereitungen für die Iberische Sportbegegnung, in die ich als Sportlehrer eingebunden war. Und nun laufen die Vorbereitungen für das 125-jährige Jubiläum. Drei große Veranstaltungen, die normalerweise nicht in das erste Jahr eines neuen Schulleiters fallen. Außerdem musste ich acht neue Lehrkräfte finden.

Dass dieses Gesamtpaket vernünftig bewältigt wurde, lässt mich sagen: Wir haben einiges geschafft!

Wird es Neuerungen geben?

Es wird Veränderungen geben, andererseits ist es für einen neuen Schulleiter nicht ratsam, den eisernen Besen auszupacken, bevor er das System gut versteht. Wir haben aus den Rückmeldungen der BLI Konsequenzen gezogen und neue Unterrichtsentwicklungsziele definiert, dies betrifft im Kern die Stichworte „individualisiertes Lernen“ und „Feedback-Kultur“. Nötig und vorgesehen sind bauliche Veränderungen in den Bereichen der Grundschule und den Sportanlagen. Dafür liegen schon Pläne vor, an denen nach den Sommerferien Schulvorstand, Verwaltungsleitung und Schulleitung weiter arbeiten werden.

Was sind die größten Herausforderungen im Ausland?
Die DS Málaga ist eine Privatschule, in der die Elternmitarbeit ein anderes Gewicht hat. Außerdem gibt es das Konstrukt aus Schulleitung, Vorstand und Verwaltungsleitung. Dieses Trio muss funktionieren, sonst entstehen Probleme. Hier hakt es oft. Nicht umsonst liegt die Durchschnittsverweildauer von Schulleitungen im Ausland bei drei Jahren, was angesichts von Verträgen, die auf sechs Jahre angelegt sind, kurz ist.

Die DS Málaga hat zum dritten Mal das Gütesiegel Exzellente deutsche Auslandsschule erhalten. Fühlen Sie sich bestätigt?
Das zeigt, dass kontinuierlich und über viele Jahre auf hohem Niveau gearbeitet wird und bescheinigt uns, dass wir mit unserer aktuellen Arbeit auf dem richtigen Weg sind, was gerade an Auslandsschulen, an denen die Fluktuation des Personals oft recht hoch ist, nicht selbstverständlich ist.

Was erwartet uns bei der Jubiläumsfeier?
Das ist etwas ganz Besonderes. Am 21. September findet ein Festakt statt für geladene Gäste mit einem
Bühnenprogramm und Redebeiträgen von Persönlichkeiten aus Politik und Schule. Am 23. September gibt es ein Schulfest mit einem bunten Bühnenprogramm und Aktivitäten aller Schülerinnen und Schüler, vom Kindergarten bis zur Oberschule. Dazu kommen Besonderheiten, wie eine Ausstellung zur Geschichte der Schule.

Die DS Málaga wurde 1898 gegründet und zum Ende des Zweiten
Weltkriegs geschlossen. Der damalige deutsche Generalkonsul
Juan (Hans) Hoffmann hat sie 1967 wiedereröffnet und wurde
später als Nazi-Spion entlarvt. Wie beurteilen Sie seine Rolle?

Die Neugründung in Ojén war sicherlich eine bedeutende Zäsur. Juan Hoffmann ist aus bekannten Gründen ein Name, der für viele
Diskussionen gesorgt hat. Darauf hat die Schule reagiert, indem die Bezeichnung Juan Hoffmann gestrichen wurde. Das war eine richtige und wichtige Entscheidung, die ich auch mitgetragen hätte, wenn ich bereits hier gewesen wäre. Für meinen Alltag als Schulleiter im Jahr 2023 spielt das Ganze keine Rolle.

Was schätzen Sie an Spanien und was vermissen Sie hier?
Ich mag an Spanien besonders den Tagesrhythmus. Ich bin zwar kein Langschläfer, aber an den späteren Schulbeginn, also 9 Uhr, konnte ich mich problemlos gewöhnen. Und wenn ich um 18 Uhr nach Hause komme, ist durch das gute Wetter und das Licht noch viel vom Tag übrig, während in Hamburg speziell zwischen Oktober und März ab 17 Uhr das Gefühl besteht, der Tag wäre gelaufen. Eines aber vermisse ich doch: das Radfahren. In Hamburg habe ich im Alltag fast alles mit dem Fahrrad gemacht, hier bin ich fast immer auf das Auto angewiesen. Das finde ich misslich, aber irgendeine Kröte gibt es immer zu schlucken, ich kann mit dieser gut leben!

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